Musikalisch war der Blog in den letzten Wochen ziemlich modern unterwegs, fast alle Songs stammen aus den letzten zehn Jahren, das wird sich jedoch wieder ändern und damit starte ich heute. Heute geht es um einen Song, dessen Entstehungsgeschichte genauso schräg ist, wie der Song.
Kim Wilde, geboren als Kimberley Smith ist die Tochter des Rock n Roll Sängers Marty Wilde, dessen Künstlernamen sie übernahm. Ihr ein Jahr jüngerer Bruder Ricky war Anfang der Achtziger Besitzer eines WASP Synthesizers, den er oft bis Mitten in die Nacht spielte. Dabei improvisierte er auch und spielte mit Soundeffekten, die der Synthie zu bieten hatte. Als Kim mal wieder genervt war, da sie sich um ihren Schlaf gebracht fühlte, weckte sie Vater Marty. Der war vom gespielten jedoch so fasziniert, dass er mit seinem Sohn Mitten in der Nacht die Rohversion von „Kids in America“ ausarbeitete. Ricky war von der Idee überzeugt Songs für seine Schwester zu schreiben, obwohl Kim Wilde nicht das größte Gesangstalent war und auch mit zwanzig noch eine quietschende Gesangsstimme hatte. Bis der Song jedoch veröffentlicht wurde verging ein Jahr in dem der Song zweimal überarbeitet wurde, so wurde das „Whooah-Oh“ nachdem der Songtitel gesungen wurde, erst in der letzten Version von männlichen Backings übernommen.
„Kids in America“ beginnt mit einem schnell wiederholt gespielten Synthieton, der mit einsteigen von Kims Gesang durch Effekte noch ein wenig verfremdet wird. Insagesmat bewegt sich die Synthemelodie auf ganz wenige Töne, was den Song einen eigenartigen Drive gibt. Rundherum baut sich das Gerüst aus Schlagzeug und Bass auf. „Kids in America“ ist einer dieser Songs, der viel mit Mastering arbeitet, ohne dass es beim normalen Hören auffällt, da überlappen sich Melodielinien, werden Töne stärker eingebracht ohne dass es affektiert wird. Auch mit Backing Vocals wird extrem gearbeitet, so ist Kims Stimme in der ersten Strophe dank Backing Vocals mehrmals zu hören. Der Song hat eine leicht punkige Attitüde, durch den wenig melodischen Songverlauf, dazu passt dann auch Kim Wildes Gesangsstil, der bei einem „normalen“ Song so nicht funktioniert. Der Refrain ist nochmal kraftvoller als die Strophen, dennoch bleibt der ganze Song hängen. Auch die Bridge und das Instrumental im zweiten Teil sind gelungen.
„Kids in America“ war Kim Wildes Debütsingle, erreichte unter anderem Platz Fünf in Deutschland, Platz zwei in Großbritannien und Platz 25 in den US-Billboardcharts (bis „You Keep me hangin on“ Kim Wildes größter Hit dort), Kult wurde er jedoch erst durch die Zeit. Kim Wilde war erstaunlicherweise kein One-Hit-Wonder, auch weil sie später ihre Gesangsqualitäten verbessert hat. Die Britin hatte bis 1988 einige Top Ten Hits, jedoch war keiner dieser Songs so gut wie „Kids in America“. Ende der Neunziger moderierte Wilde eine Gartensendung im britischen Fernsehen bevor sie 2006 ein Comeback startete. Ihr Bruder schrieb einige ihrer Hits, ohne sie feierte er jedoch keine großen Erfolge.