Ein über acht Minuten langes kommerzkritisches Musikstück soll eine Singleauskopplung ausgerechnet jenes Musikalbums sein, welches den Siegeszug der CD einleitet? Wie die Plattenfirma das durchgewunken hat, ein Rätsel. Allerdings sollte sich dieser Song, „Money for Nothing“, als erfolgreichster Song in den USA für die britische Rockband Dire Straits (dt: arge Not) entpuppen. Das Album „Brothers in Arms“ war anno 1985 eines der ersten digital produzierten Musikalben einer populären Musikgruppe. In Kombination mit seiner Bedeutung für den Zuwachs von CDs (1985 legten sowohl Sony als auch Philips beim Kauf eines CD-Players eine Albumausgabe als Werbegeschenk dazu) katapultierte „Brothers In Arms“ die Dire Straits in den Musikolymp. Der Auftritt der Band sollte einer der Highlights des LIVE-Aid werden.
Bei Aufnahme des Albums hoffte Gitarrist und Frontmann Mark Knopfler auf einen solchen Erfolg und legte besonders viel Wert auf einen klaren, satten Sound. Daher floss eine große Menge Geld in die bestmögliche Technik, die nach Montserrat (wo die Band das Album aufnahm) verschifft wurde. Im Gegensatz dazu ist die Entstehungsgeschichte zum legendären, prägnanten Gitarrenriff einfallslos, zumindest laut Mark Knopfler selbst:
„Wenn mich die Leute fragen, wie ich auf diese Sounds komme, antworte ich, ich weiß nicht. Ich spiel ein bisschen am Verstärker um, probiere ein paar Riffs, meistens spiele ich nur mit zwei Saiten und dämpfe die anderen ab. Irgendwann hab ich dann ein gutes Riff“
Bevor das Gitarrenriff einsetzte war jedoch zumindest in der Albumversion ein längeres, sphärisches Intro, welches mit dem Werbespruch „I want my MTV“ spielt. Mitte der Achtziger war der Werbespruch von MTV mit bekannten Musikern ein Teil des Marketings. Einer der Testimonials war Policesänger Sting. Mark Knopfler kam auf die Idee den Song mit dem Spruch beginnen zu lassen, ursprünglich in einer Art Mash-Up mit dem Police-Hit „Don´t Stand So Close To Me“. Zufälligerweise weilte Sting zur selben Zeit auf Montserrat und sang die Zeile und Teile des Refrains ein. Statt des Mash-Ups wählte Knopfler einen Keyboardsound und ein abgedämmpftes Schlagzeug zum Beginn des Songs, die Melodie vom gesungenen „I Want my MTV“ ist jedoch am Policesong angelehnt.
Bevor der Beginn des Songs feststand hatte Knopfler schon die Strophen und den Refrain geschrieben. Inspiriert von einer Konversation zweier Elektrogroßmarkt Mitarbeiter, die über die „Musiker“ im MTV herzogen, während sie schwere körperliche Arbeit verrichten mussten, schrieb Knopfler den kontrovers (vor allem wegen des Wortes Faggot, zu deutsch. Schwuchtel) aufgenommenen Text und kritisierte die von MTV gepushte angepasste Musik, die sich von Rockbands weg und hin zu Popsternchen bewegte. Für die Single-Auskopplung wurde unter anderem das Intro gestrichen und der Song von knapp 8:30 Minuten auf 5:00 Minuten zusammengestampft. Dafür wurde ein kreatives, legendäres Musikvideo (welches das erste computergenerierte Musikvideo überhaupt darstellte) erstellt, in dem man die Inspirationsquelle (die Möbelpacker im Elektromarkt) zum Song sieht, wie sie über die Dire Straits (und damit im speziellen Gitarrist Mark Knopfler) ablästert.
Nicht nur dank dieser Selbstironie wurde „Money for Nothing“ zu einem der meistgespielten Videos auf MTV und zum ersten Video am 1.8.1987, welches über MTV Europe flimmerte. Daneben gewann „Money For Nothing“ auch den MTV Video Music Award und enterte Platz Eins der amerikanischen Billboardcharts. Stings Plattenfirma erwirkte gegen den Willen des Künstlers für sein Mitwirken eine Nennung als Co-Autor und eine Beteiligung an den Tantiemen. Heute gilt „Money for Nothing“ als Rockklassiker und bester Song der Band, der damit Sting immer noch ein wenig Geld einbringt.