Es ist Freitag Abend, ich hab keinen Text vorbereitet und anstatt einfach den wöchentlichen Musikkonsum abzubilden (wodurch hundertprozentig Schlager heute Thema gewesen wäre) hab ich in mein schlaues Buch geguckt und nach einem Song gesucht, den ich schon ewig würdigen wollte und so kommt es zum Text zu Gigi D´Agostinos Discofoxstampfer „La Passion“. Der italienische DJ war Vorreiter der omnipräsenten DJ mischt die Charts auf Bewegung und obwohl er als Klangkonstrukteur einen sich immer wiederholenden Stil geprägt hat, hat jeder seiner großen Songs eine eigene Identität, aber warum erzähle ich das eigentlich, wenn das jemand noch besser kann als Ich:
Für alle diejenigen, die auf ein Vocal Mash Up der Hits und eine kurze Helge Schneider Imitation verzichten wollen oder aus irgendeinem anderen Grund mein geschriebenes Wort bevorzugen, fasse ich dennoch kurz zusammen, was Gigis Sound ausmacht und verwebe das direkt mit dem leicht anderen Touch von „La Passion“. Der Turiner nennt seinen Musikstil „Lento Violento“, was selbst ohne des Italienischen mächtig zu sein mit Langsam und Hart zu übersetzen ist. Bei Live Sets hat D´Agostino sich angewöhnt die Songs langsamer zu spielen und in seinen Liedern findet sich eine prägnante harte Basslinie, die auch „La Passion“ ausmacht. Hinzu kommen typische Hi Hat und Clap Einsätze und fertig ist das Grundgerüst. Besonders herauszuheben ist in der Regel der aus dem Disco entlehnte Bass mit den Oktavsprüngen, bei „La Passion“ übernimmt diese Aufgabe jedoch das Leitmotiv des Synthesizers in einer F-Dur Melodie, die 90er-typisch leicht Sawtoothmäßig (ich beschreibe das gerne auch Sägezahnsynthie) klingen, also schön stechen und sofort ins Ohr gehen. Der Grund dafür liegt darin, dass Gigi sich hier die Melodie von Jacnos „Rectangle“ entliehen hat. Dafür darf der Bass dann nur den Grundton spielen, immer und immer wieder, hat den Vorteil, dass es selbst für Rhythmuslegastehniker einfach zu tanzen ist. Neben dem Leitsynthie, der „La Passion“ von anderen D`Agostino Hits abhebt, hat der Song auch einen Prophetsynthie, der im Hintergrund den Sound verdichtet und ab und an in den Vordergrund tritt. Um aus „La Passion“ einen Hit zu machen, singt Austin Burke mit ganz viel Autotune einen Text ein. Dieser aus Phrasen, größtenteils um das Thema Liebe bestehende sich immer wiederholende Text ist aber vor allem dafür da um schön zu klingen und perfekt in den Rhythmus zu passen. Ob das irgendeinen größeren Sinn ergibt oder grammatikalisch richtig ist, ist nebensächlich, wobei so mancher Literaturwissenschaftler da auch irgendwas reininterpretieren würde. Mir reicht es, dass der Song cool klingt, da stört auch das Autotune nicht.
Wie es für einen Discothekenhit üblich ist, gibt es mehrere Versionen, unter anderem zwei Radioversionen, eine Neumischung und mehrere Langversionen, die leicht variieren. Eine der Radioversionen war dann auch Basis für das Musikvideo, das ungewöhnlich gedreht und geschnitten ist und daher sicherlich auch zum großen Erfolg des Songs beigetragen hat. Während es unter anderem in Deutschland 2000 für die Goldene Schallplatte gereicht hat (und damit der Höhepunkt der Gigi-Welle in Deutschland zwischen 1999 und 2001 erreicht wurde), konnte „La Passion“ sich nicht in den italienischen Charts platzieren. Für mich persönlich ist „La Passion“ der beste Song von D`Agostino und einer meiner absoluten Lieblingssongs, auch wenn D´Agostino mit „L`amour Toujours„`und „Another Way“ mindestens zwei weitere Knaller zu bieten hat.