Es ist soweit. Morgen Abend steht das Finale des diesjährigen Eurovision Song Contest an, leider ohne das fantastische „Ove Os Pa Hinanden“ aus Dänemark (Es würde weniger schmerzen, wenn nicht gleichzeitig die Nullleistung aus Moldawien weitergekommen wäre). So werden ein paar meiner SMS für Nachrücker und Überraschungen frei. Apropos Überraschung, für mich war Vincent Buenos Aus überraschender als jenes der drolligen Dänen. Stattdessen ist Serbien weitergekommen (ein naheliegender Tipp, den ich zugunsten meiner Lieblingstitel aufgegeben habe). So habe ich auch im zweiten Semi acht von zehn Finalisten richtig prognostiziert, eine solide Prognose. Mal schauen, was sich meiner Meinung nach ergeben wird. Allerdings ist es dieses Jahr, zumindest wenn man nach den Wettquoten geht, so spannend und unvorhersehbar wie seit zehn Jahren nicht mehr. Alles spricht für einen spannenden Abend und so lautet die gesetzte Startreihenfolge:

1: Zypern – Elena Tsagrinou „El Diablo“

Die Lady Gaga Kopie aus Zypern darf das Finale eröffnen. Immerhin merkt man LIVE nicht, wie schwachbrüstig die Nummer ist und die Performance kann sich sehen lassen. Die Gesangsleistung jedoch ist je nach Auftritt leicht schwankend.

Punktepotenzial: Eindeutig eher bei den Televotern (und bei der griechischen Jury)

Odds: Platz 11 (die Wettquoten beziehen sich auf die Wahrscheinlichkeit eines Sieges und sind vom 21.05.2021, Stand: 07:15)

Platzierungstipp: Wahrscheinlich knapp außerhalb der Top Ten (beim Televote weiter vorne)

2: Albanien – Anxhela Peristeri „Karma“

Anxhela Peristeri präsentiert ihr „Karma“ mit jener Wucht, wie es sich für eine Powerballade gehört. Dazu passend auch ist die Inszenierung ganz auf sie ausgerichtet. Dennoch wird das nicht für weit vorne reichen.

Punktepotenzial: außerhalb der Balkanregion wird es nur vereinzelte Punkte geben, Jury vs Televote ausgeglichen

Odds: Platz 24

Platzierungstipp: Von dem Startplatz aus wird es wahrscheinlich irgendwas zwischen 18 und 23

3: Israel – Eden Alene „Set Me Free“

Ein belangloses Liedchen mit einer durchchoreographierten Tanznummer. Selbst im davon kanalisierten ersten Semi hat es Israel, für mich leicht überraschend ins Finale geschafft. Viel wird von ihren gesanglichen Auftritt abhängen.

Punktepotenzial: Bei gutem Gesang im Juryfinale könnte das bei den Jurys ganz gut punkten und etwas stärker abschneiden als beim Televote.

Odds: Platz 19

Platzierungstipp: Für die Top Ten wird es nicht reichen. Ein solider Mittelfeldplatz zwischen 14 und 17 sollte dafür herausspringen.

4: Belgien – Hooverphonic „The Wrong Place“

Im ersten Semi stach die zurückgenommene Nummer aus Belgien heraus. Im Finale wird es bessere Konkurrenz in Form von Portugal, Frankreich und Bulgarien geben, was zumindest ein paar Juryvotes kosten wird. Obwohl ich kein Fan des Liedes bin, bin ich froh, dass es ins Finale gekommen ist.

Punktepotenzial: Eindeutig ein Jurykandidat, dort vielleicht knapp in den Top Ten, im Televoting aber höchstens 30-40 Punkte.

Odds: Platz 20

Platzierungstipp: Durch die Jurys wahrscheinlich um Platz 13-15.

5: Russland – Manizha „Russian Woman“

Wie schon 2019 bekommt Russland eine vergleichsweise frühe Startnummer. Die Wettquoten haben zuletzt wieder etwas nachgegeben, aber diese gerappte Feminismushymne sticht ganz sicher heraus und Russland hat sowieso ein Top Ten Televoting Abo.

Punktepotenzial: Televotingpunkte wird es regnen und eigentlich müsste es auch ordentlich Jurypunkte geben.

Odds: Platz 15

Platzierungstipp: Platz 5 wäre kein Schock, wahrscheinlich aber eher in der zweiten Hälfte der Top Ten.

6: Malta – Destiny „Je Me Casse“

Startplatz Sechs für Destiny lässt darauf schließen, dass das Televoting im ersten Semi nicht überragend war, was bei Malta in den letzten Jahren oft ein Problem war und Electroswing hat beim ESC bisher noch nicht funktioniert und mir war Destinys Gesang im Semi zu sehr darauf fixiert die stimmliche Fertigkeit herauszustellen.

Punktepotenzial: Sowohl weil Jury und Publikum vergleichsweise hoch, aber bei beiden eigentlich nicht Top Drei Material.

Odds: Platz 3

Platzierungstipp: Mein Gefühl sagt: Top Ten aber eher 6-10.

7: Portugal – The Black Mamba „Love is on my Side“

Ladies und Gentleman hier haben wir das Dark Horse. Über die Proben bis zum Semi hat sich Portugal mit einer stimmigen Inszenierung der Jazzrockballade „Love is on my Side“ in die Top Ten der Wettquoten gearbeitet. Da fällt dann auch die Repititvität des Titels nicht so sehr ins Gewicht.

Punktepotenzial: Eindeutig eine Juryliebling. Die Inszenierung könnte aber auch einen Common Linnets Effekt haben und das ganze in dreistellige Televotezahlen katapultieren. Dagegen spricht aber der Startplatz.

Odds: Platz 8

Platzierungstipp: Inzwischen ist von Top Ten klar auszugehen, bei dreistelligen Televote sogar Top Fünf.

8: Serbien – Hurricane „Loco Loco“

Sie machen ihrem Namen alle Ehre. Hurricane fegen auf der Bühne mit ihren Stimmen, ihrer Präsenz und ihrer Sexyness einiges weg. Da kann man vergessen, dass „Loco Loco“ ein ziemlich seichtes, langweiliges Dancepopstück ist. Immerhin in Landessprache, aber das fällt sowieso nicht auf.

Punktepotenzial: Hohes Punktepotenzial in Osteuropa, in Westeuropa weniger und leichtes Televoteplus (Jurypunkte dank der Stimmen).

Odds: Platz 18

Platzierungstipp: Aufgrund des osteuropäischens Punkteregens ist Top Ten nicht ausgeschlossen, sonst knapp dahinter.

9: Großbritannien – James Newman „Embers“

Da hat das UK mal einen guten Song und dann stimmt die Inszenierung auch wieder nicht und James Newman singt auch schwächer als erwartet. Schade, ist „Embers“ von den typischen chartkompatiblen Dancepopnummern doch die wertigste Produktion.

Punktepotenzial: Mit der Gesangsleistung kaum Jurypunkte und im Televote wird es auch sehr schwer werden.

Odds: Platz 21

Platzierungstipp: Leider wieder Bottom Three.

10: Griechenland – Stefania „Last Dance“

Die Inszenierung wird nicht gut altern. Für Samstag wird sie die Definition des Durchschnittspop im Jahrgang jedoch aufwerten und Stefanias Outfit natürlich auch (Edit: Ich will es unbedingt haben). Stefania wirkte am Donnerstag stimmlich ein bisschen wackeliger als erwartet.

Punktepotenzial: Solide Punkte bei der Jury, ein bisschen mehr im Televote.

Odds: Platz 14

Platzierungstipp: Wahrscheinlich im oberen Mittelfeld, vielleicht aber auch Richtung Platz 16.

11: Schweiz – Gjon´s Tears „Tout `univers“

Mit der Inszenierung haben sich die Schweizer im Kampf um den Sieg keinen Gefallen getan. Die Startreihenfolge legt jedoch ein starkes Ergebnis im Semi bei beiden Instanzen nahe. Der Song und der Sänger sind stark genug für den Kampf um den Sieg.

Punktepotenzial: Sehr hoch im Juryvoting. Es wird vom Televoting abhängen, ob es für ganz vorne reicht.

Odds: Platz 5

Platzierungstipp: Für den Sieg wird es nicht reichen, aber für eine Top Fünf, Sechs Platzierung wohl doch.

12: Island – Dadu og Gagnamgnio „10 Years“

Auch wenn Island am Samstag nicht LIVE auftreten kann, sollte man diesen funkigen Song über die langjährige Beziehung von Dadi zu seiner Frau Arny (die, die ganz links aus Zuschauerperspektive auf der Bühne steht) abschreiben, wenn es um eine Topplatzierung geht. Für den Sieg fehlt das letzte Qüantchen.

Punktepotenzial: Kandidat für ein ausgeglichenes Voting, in beiden Instanzen knapp über hundert Punkte.

Odds: Platz 6

Platzierungstipp: Zweite Hälfte der Top Ten.

13: Spanien – Blas Canto „Voy a Quedarme“

Blas Canto singt ein bewegendes Lied über seine Oma. Leider wirkt es jedes Mal auf der Bühne arrogant und unnahbar und die Komposition ist jetzt auch nicht die stärkste.

Punktepotenzial: Ein paar Gnadenpunkte aus Frankreich und Portugal wird es geben, aber sonst?

Odds: Platz 26

Platzierungspotenzial: Der Kandidat für den letzten Platz, Bottom Three ganz ganz sicher.

14: Moldawien – Natalia Gordienko „Sugar“

Der Song an sich hat ja wenn auch trashiges Potenzial. Die Performance ist aber nicht gut und übersext und Natalias Leistung als Gesang zu bezeichnen würde die Mitstreiter beleidigen. Nun gilt es das im Finale zu überhören.

Punktepotenzial: Ein paar osteuropäische Jurys werden das bepunkten und beim Televote wird es doch ordentlich Punkte geben.

Odds: Platz 23

Platzierungstipp: Zweite Hälfte, aber mit einer 1 vorne.

15: Deutschland – Jendrik „I don´t feel hate“

Könnte überraschend gut abschneiden (also besser als Platz 21), wäre da nur nicht Jendriks schwacher Gesang. Völlig aus der Puste kämpft er sich durch sein fröhliches Liedchen, was aber immer noch reichen wird um nicht auf dem letzten Platz zu landen.

Punktepotenzial: Viele Punkte aus UK, sonst ein paar weitere Televotingpunkte.

Odds: Platz 25

Platzierungstipp: Nicht letzter, aber mit einer 2 vorne und einer weiteren Ziffer.

16: Finnland – Blind Channel „Dark Side“

Die Blink 182 Coverband aus Finnland hat sich ins Finale verirrt. Fast schockiert musste ich feststellen, dass es Leute in meinem näheren Umfeld gibt, die das in ihren Top Fünf haben (und Dänemark verschmähen). Die Wettquoten gehen nach oben. Televoting bei Blind Channel wird also sehr gut gewesen sein.

Punktepotenzial: Von den Jurys wird das sicher ins hintere Drittel platziert, bei den Televotern mindestens Top Ten.

Odds: Platz 7

Platzierungstipp: Dank der Televoter wahrscheinlich linke Hälfte. Vielleicht knapp in den Top Ten.

17: Bulgarien – Victoria „Growing Up is getting Old“

Victorias süßliche Ballade wurde zurückhaltend und doch perfekt inszeniert. Eigentlich bin ich davon ausgegangen, dass sie das Semi gewonnen hat. Die Startreihenfolge und die leicht abnehmenden Wettquoten lassen jedoch anderes vermuten.

Punktepotenzial: Bei den Jurys sicher Top Ten und auch beim Televote wird es nicht allzu schlecht abschneiden.

Odds: Platz 10

Platzierungstipp: Für die Top Drei scheint es nicht zu reichen. Die Top Ten scheinen jedoch sicher.

18: Litauen – The Roop „Discotheque“

Weiter geht es mit dem Favoritenblock. Auch wenn The Roop sukzessive etwas an Boden nachgeben mussten, sind ihr Auftritte zu gut, um sie nicht auf der Rechnung zu haben. Der Song ist eingängig und musikalisch interessant zugleich.

Punktepotenzial: Sowohl beim Jury und beim Televote wird es oben mitspielen, die Indizien legen jedoch nahe, dass es nicht für ganz vorne reicht.

Odds: Platz 12

Platzierungstipp: Den Überraschungssieg will ich nicht ausschließen, jedoch spricht eigentlich alles für eine Platzierung etwas weiter hinten in den Top Ten.

19: Ukraine – GO_A „SHUM“

GO_A haben am Dienstag einen hypnotisch-elektrisierenden Auftritt abgeliefert und neben Manizha die meisten YouTube-Klicks. „Shum“ ist der mit Abstand mutigste und innovativste Beitrag. In Tradtion von Margaret Berger und Loic Nottet müsste das eigentlich auf Platz Vier einlaufen.

Punktepotenzial: Jurys sind schwer einzuschätzen. Für mich aktuell der logische Televotingsieger.

Odds: Platz 4

Platzierungstipp: Spielen die Jurys mit, ist der Sieg möglich. Sonst Top Fünf, wahrscheinlich Platz Vier.

20: Frankreich – Barbara Pravi „Voila“

Und gleich noch eine Siegkandidatin. Barbara Pravis Chanson ist klassisch, aber auch von zeitloser Eleganz und vor den Proben von Sebastian und mir zum Siegfavoriten erklärt worden, aber ein Restfragezeichen bleibt bestehen.

Punktepotenzial: Bei den Jurys wird Frankreich vorne liegen, wahrscheinlich sogar weit. Televoting ist eine kryptische Frage.

Odds: Platz 2

Platzierungstipp: Stimmen die Televotes stehen die Zeichen auf Sieg, Top Fünf wird es ziemlich sicher.

21: Aserbaidschan – Efendi „Mata Hari“

Nach dem Powerpack kommt die Anbiederung an Mata Hari. Aserbaidschan hat sich dank Diaspora ins Finale gesetzt. Dort wird es aber untergehen, wobei die Briten werden dafür besoffen sicher voten.

Punktepotenzial: Ein paar osteuropäische Jurys werden dafür Punkte übrig haben, aber eigentlich wird das Televoting stärker sein.

Odds: Platz 17

Platzierungstipp: Aserbaidschan wird nie bei einem Finaleinzug ganz hinten laden, aber mehr als Platz Achtzehn sehe ich dafür wirklich nicht. Eher Platz 22.

22: Norwegen – TIX „Fallen Angel“

Die DSDS-Gedächtnisballade hat es ins Finale geschafft, sicher auch dank des ehrlichen Vortrags von TIX. Im Finale wird es für den Kitsch jedoch eher darum gehen nicht unterzugehen und sowas gehört ja doch irgendwie ins ESC-Finale.

Punktepotenzial: Televoting aus Skandinavien, sonst vereinzelte Punkte.

Odds: Platz 16

Platzierungstipp: Eine 2 als erste Zahl würde mich nicht wundern. Vielleicht aber auch irgendwas ab Platz 15.

23: Niederlande – Jeangu Macrooy „Birth of a New Age“

Der Gastgeber hat einen guten Song mit Weltmusikanleihen, jedoch auch einen mit dem sich kein Blumentopf gewinnen lässt. Die Inszenierung lässt mich auch ratlos zurück, nun für Jurypunkte sollte es dennoch reichen.

Punktepotenzial: Eindeutig bei der Jury, aber einen Punkteregen wird es nicht geben.

Odds: Platz 22

Platzierungstipp: Mit ein wenig Glück könnte es für Platz 20 reichen, aber eine Platzierung noch weiter hinten.

24: Italien – Maneskin „Zitti E Buoni“

Maneskin haben einen sehr guten Startplatz bekommen. Beim Televoting scheint eine Top Drei Platzierung fast schon sicher, aber ob die Jurys den doch eher durchschnittlichen Rocksong, der aufgrund des Wettbewerbsumfeld und der Starpower der Band heraussricht, goutieren?

Punktepotenzial: Großes Televotingpotenzial. Die Krux ist die Jury.

Odds: Platz 1

Platzierungstipp: Bei den Wettfavoriten muss man mit Platz 1 rechnen. Könnte aufgrund der Jurys aber auch nur für Platz 8 reichen.

25: Schweden – Tusse „Voices“

Man kann den Startplatz so oder so interpretieren. Als Vorteil so weit hinten zu starten oder als Nachteil zwischen zwei Televotingfavoriten starten zu müssen. Was bleibt ist ein für schwedenverhältnisse schwacher Song und das Top Drei Juryabo wird dieses Jahr vorbei sein.

Punktepotenzial: Jurys werden es sicher in die Top Ten voten, im Televoting könnte sogar Bottom Five sein.

Odds: Platz 13

Platzierungstipp: Wenn alles zusammenläuft knapp außerhalb der Top Ten, eher aber zwischen 14-18.

26: San Marino – Senhit feat. Flo Rida „Adrenalina“

Von Startplatz 1 im zweiten Semi aus auf den letzten Startplatz im Finale. Beim Televoting wird das sicher zünden, auch wenn ich das immer noch einen okayen (wenn auch seelenlosen) Song finde, dessen Inszenierung aber vollkommen Over The Top ist.

Punktepotenzial: Deutlicher Televotingeinschlag, aber auch bei der Jury wird es einige Punkte geben.

Odds: Platz 9

Platzierungstipp: Könnte knapp in die Top Ten kommen, ich sehe es aber eher zwischen Platz 11 und 15.

2 Kommentare zu „Der Eurovision Song Contest 2021 – Prognose für das Finale

  1. Wow! Jetzt hab ich Deine Prognose auch mal gelesen, sehr, sehr interessant! Ich bin supergespannt, wie es ausgeht und habe das Gefühl, im Grunde überhaupt nichts über diesen Wettbewerb zu wissen. Hatte ich so auch schon länger nicht mehr. Wird jedenfalls megaspannend morgen Abend!

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