Inhalt
Während im Umland die Pest wütet, erscheint der Klosterdame Benedetta der heilige Geist. Fortan ist sie fähig Wunder zu leisten und ist auf bestem Wege zur Äbtissin zur werden, doch könnte Ihr eine Affäre mit Novizin Bartholomea zum Verhängnis werden.
Meine Meinung zum Film
Meine Erfahrungen mit Filmen des niederländischen Skandalfilmers Paul Verhoeven beschränken sich bislang auf „Total Recall“ und „Basic Instinct“. Der Rest seiner Filmographie hat es noch nicht von der Watchlist auf den Bildschirm geschafft. Dennoch war ich gespannt, ob Verhoeven auch in seinem neuesten Werk wieder Gewalt und Sex in den Mittelpunkt stellt. Für diesen Film wollte er wieder Isabelle Huppert gewinnen, welche ihm jedoch absagte. Meine Vermutung ist, dass die für sie vorgesehene Rolle stattdessen an Charlotte Rampling vergeben worden ist. 2018 gedreht, sollte die Veröffentlichung 2019 erfolgen, wurde jedoch nach einer Hüft-OP Verhoevens auf 2020 verschoben und infolge der Covid-19-Pandemie auf 2021 verlegt.
Glücklicherweise merkt man dem Film die Verschiebungsorgie nicht an, der neueste Film Verhoevens ist technisch auf der Höhe der Zeit. Das Setting im 17. Jahrhundert wurde für meinen Geschmack sehr gut getroffen, wobei gerade Klöster da dankbarere Drehorte darstellen. Für mein Empfinden streckt Verhoeven seine Geschichte ein wenig zu lange. Über zwei Stunden Laufzeit hätte „Benedetta“ nicht benötigt, an manchen Stellen ist der Film zu ruhig, andererseits entpuppt sich der Film schnell als Film, der klassische Thematiken Verhoevens aufgreift. So gibt es ausgiebigen Lesbensex zu begutachten, zwischen zwei Nonnen, wo die eine der anderen einen Dildo aus einer Heiligenfigur schnitzt. Um die Katholiken endgültig in den Wahnsinn zu treiben, erscheint Jesus in Benedettas Vorstellungen als Rachefigur, die brutal vorgeht, um Greueltaten zu begleichen. Da köpft Jesus mehrere Täter, schlitzt sie mehrmals auf, um die Frauen zu retten. Verhoeven, bekennender Atheist und dennoch Autor eines Sachbuches über Jesus arbeitet sich hier an der Dekadenz der katholischen Kirche überdeutlich ab. Satirisch gemeinte Elemente finden sich hier ebenso, wie die bekannte plakative Gewaltdarstellung und die explizite Darstellung von Sexualität. Subtil ist die Kirchenkritik in der Regel nicht, aber wenn Charlotte Rampling als Äbtissin stoisch meint, dass es eine Mitgift bedarf, um die Tochter im Kloster zu parken, ist das schon sehr lustig.
Ein Problem des Films ist, dass er zwar alle Mittel Verhoevens früh zeigt, jedoch lange zögert, um All In zu gehen. So ist „Benedetta“ in der ersten Hälfte eher ein klassischer Historienfilm, bevor er dann zum intrigenreichen Thriller wird. Deswegen ist die zweite Hälfte des Films deutlich stärker. Auch die präsente Kirchenkritik wird besser in die Narrative des Streifens integriert. So bringt ausgerechnet der Klerus von außerhalb die Pest in den Klosterort, der geholt wird, nachdem sich die Intrigen aufgebaut haben. Getragen wird „Benedetta“ von der Spirale an Ereignissen, die immer weiter voranschreiten und in schnellerer Taktung geschehen. Schauspielerisch ist der Film solide, Daphne Patakia als junge verführerische Novizin funktioniert in der Mischung aus Unschuldigkeit und sexueller Lust, Charlotte Rampling ist eine absolute Bank und Virginie Efira darf hier im Gegensatz zu „Ein Becken voller Männer“ eine lesbische Figur spielen, sie bleibt jedoch ein wenig Blass in der Hauptrolle.
Fazit
Pual Verhoeven zeigt auch in seinem neuen Film explizit Sexualität und Gewalt. Jedoch braucht „Benedetta“ ein wenig lange, um in Schwung zu kommen. 7/10
Daten & Fakten
Regie: Paul Verhoeven
Drehbuch: David Birke, Paul Verhoeven
Produktionsland: Frankreich
Darsteller: Virginie Efira, Charlotte Rampling, Daphne Patakia um
Genre: Thriller, Drama, Historienfilm
Länge: 127 Minuten
Gesehen am 22.10.2021 auf dem Film Festival Cologne in der OmdU