Inhalt

Arthur Howitzer Jr. (Bill Murray) hat den French Dispatch gegründet, den französischen Ableger einer Zeitschrift aus Kansas. In seinem Testament verfügt er, dass noch genau eine Ausgabe gedruckt werden. Die hoch bezahlten Autoren (Tilda Swinton, Jeffrey Wright, Frances McDormand, Owen Wilson) verfasssen jeweils einen letzten Artikel.

Meine Meinung zum Film

Je mehr Filme Wes Anderson macht, desto schneller lässt sich sein unverkennbarer Symmetrie-Puppenhausstil erkennen. Sein neuester Film „The French Dispatch“ ist da die konsequente Weiterentwicklung. Für diesen Film konnte Anderson ein Staraufgebot aufbieten, das seinesgleichen sucht. Hochdekorierte Schauspieler wie Willem Dafoe, Saiorse Ronan, Elisabeth Moss und Christoph Waltz haben eine bis zwei Szenen in diesem mit Charakteren überfrachteten Filmen. Manches Mal wirkt es eher so, als habe Anderson noch mehr Figuren schreiben wollen, um mehr unterbringen zu können. Die schrulligen Charaktere, eine der großen Erkennungsmerkmale Andersons bleiben hier schematisch gezeichnet. Dieser Aspekt wurde dem Erzählstil des Films untergeordnet. Anderson orchestriert seinen Film wie die Verfilmung der letzten Ausgabe des French Dispatch Magazins. Die Autoren erzählen die Geschichte entweder aus dem Off (erste und dritte Geschichte) oder vom Handlungsort selbst (Prolog und zweite Geschichte).

Direkt zu Beginn zeigt sich eine Stärke Andersons, er kann auf ganz besondere Weise visuellen Humor erzählen. Alleine wie ein Page direkt zu Beginn ins Büro gelangt ist ungeheuer lustig. Zu Beginn feuert Anderson aus allen Ohren, um nach zehn Minuten zur ersten der drei tragenden Kurzgeschichten zu kommen. Die Geschichte um einen Künstler (Benicio del Toro) der aus dem Gefängnis heraus zum gefragtesten gegenwärtigen Künstler wird und wie seine Muse, eine Gefängniswärterin (Lea Seydoux), ihn dabei hilft. Obwohl die Geschichte die längste und ruhigste ist, ist diese die beste für mich. Sie hat gegen Ende einen schönen Payoff, die Szenen zwischen Del Toro und Seydoux wirkten ehrlich und nahbar. Hier hat auch das großzügig eingesetzte Schwarz-Weiß den besten Effekt für die Geschichte. Die ellenlange Erzählung von Tilda Swinton (gehalten im Stile eines TED Talks bzw. wie ein Ted Talk in den Siebzigern stattfinden würde) stört dabei weniger als die Erzählungen in den nachfolgenden Episoden. Die zweite Geschichte, angesiedelt in der Studentenrevolte, leidet unter der Tatsache, dass Anderson uns eine Affäre zwischen der von Frances McDormand gespielten Journalistin und dem von Timothee Chalamet verkörperten Anführer der Studentenrevolte verklickern will. Glücklciherweise verzichtet der Autorenfilmer beim zeigen und belässt es hierbei beim behaupten. Die zweite Geschichte zündet deutlich mehr Tempo, es wird noch schneller als ohnehin gebrabbelt, visuell fährt Anderson wieder auf die Anfangsgeschwindigkeit hoch, was aber hier schon anfängt den Zuschauer zu überfordern. Inhaltlich lässt sich hier ein ironischer Kommentar auf die Wankelmütigkeit und fehlenden Zähigkeit der Jugend herauslesen oder aber ein überraschender Konservatismus.

Spätestens mit der dritten Geschichte geht Anderson All-In, jedoch ist dies die mit Abstand schwächste Geschichte. Die von Jeffrey Wright im TV-Studio erzählte Geschichte über einen Koch, der irgendwie den Sohn eines Polizeichefs mit seinem Essen rettet, ist komplizierter erzählt als jeder Christopher Nolan Film und visuell ein wilder Ritt. Da kommen dann Animationssequenzen ins Spiel, da wird noch hektischer zwischen schwarz-weiß und Farbfilm hin und her gewechselt, da wird noch schneller geredet und noch mehr geschwafelt, sodass „The French Dispatch“ mit diesem Teil deutlich verliert, bevor der Film einen Abschluss findet, an dessen Ende man nicht weiß, ob man Rührung oder irritation empfinden soll.

Fazit

Viel ist nicht immer besser: Das beweist Wes Andersons neuester Streifen „The French Dispatch“, der sich als sperriges, in der Qualität munter schwankendes Werk beweist. 6/10

Daten & Fakten

Regie & Drehbuch: Wes Anderson

Länge: 108 Minuten

Produktionsland: USA, Frankreich

Darsteller: Bill Murray, Timothee Chalamet, Frances McDormand, Tilda Swinton, Lea Seydoux, Benicio del Toro, Jeffrey Wright uvm (aka jeder, der im Telefonbuch von Wes Anderson steht)

Gesehen am 25.10.2021 im Apollo Aachen

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2 Kommentare zu „The French Dispatch

  1. Ja, sehe ich ganz ähnlich. Hat mich auch nicht so wirklich vom Hocker gerissen. Die erste Story fand ich noch am unterhaltsamsten.

    Gefällt 1 Person

    1. Die erste Stunde hat mir besser gefallen als fast alles, was ich sonst von Wes Anderson gesehen habe. Aber die dritte Story hats mir wieder etwas verdorben.

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