Quiz Show

Robert Redford dreht einen Film über einen Quiz Show Skandal in den Neunzigern mit den damals aufstrebenden Ralph Fiennes und John Turtturo und Martin Scorsese in einer Nebenrolle und füllt damals ein legendäres Oscar-Line Up mit Filmen wie „Forrest Gump“, „Pulp Fiction“, „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“ und „Die Verurteilten“. Redfords Film ist sicherlich nicht der schwächste der Auswahl, denn basierend auf einem smarten Skript, entwickelt Redford einen Film, der die amerikanische Moral hinterfragt und ein Film der sowohl das Fernsehen als auch die Justiz kritisiert. Im Mittelpunkt steht neben den Kandidaten, die von Turttoro – als leicht nerviger, rechthaberischer Jude aus der Arbeiterklasse names Herbie Stempel – und Fiennes – als eloquenter Professor aus gutem Hause namens Charles van Doren – der Ermittler Dick Goodwin (auch gut gespielt von Rob Morrow) dessen Idealismus in Frage gestellt wird. Redford changiert dabei in einem Ton, der der Reichweite des Skandals gerecht wird und weniger anklagend als in großen Gerichtsdramen, dafür auch mit einer soliden Portion Witz, wodurch ein gleichsam unterhaltsamer wie lehrreicher Film entsteht. 8/10

The Verdict

Vor der Sichtung dieses 80er-Streifens wusste Ich, dass Sidney Lumet Regie führte und Paul Newman die Hauptrolle spielte und dass das AFI den Film auf Platz Vier der besten (amerikanischen) Gerichtsdramen aller Zeiten gesetzt hat. Dementsprechend habe ich auch einen sehr guten Film erwartet und wurde nicht enttäuscht. Auch wenn dieser Film nicht die Intensität von „Die Zwölf Geschworenen“ (Welcher Film kann das schon?) erreichen kann, schafft Lumet hier sowohl einen spannenden Justizfilm als auch ein einnehmendes Charakterdrama. Paul Newman als trinkender, erfolgloser Anwalt, der gegen jede Widerstände einen hoffnungslosen Fall gegen ein katholisches Krankenhaus vor Gericht bringt und damit sogar die Vertreter des Opfers gegen sich aufbringt, ist wie so oft grandios. Lumets Regie ist wie so oft leicht unspektakulär, aber dennoch von einer klaren Effektivität gekennzeichnet. „The Verdict“ hat im zweiten Akt leichte Pacingprobleme, um zum moralischen Triumph auszuholen, der hier jedoch ohne Pathos und stattdessen mit einer bitteren Note präsentiert wird, wodurch durch die Bindung an Newman ein ambivalentes Gefühl zurückbleibt. 8/10

Die letzte Vorstellung (The Last Picture Show)

Der zweite Film aus meiner „22 Filmklassiker für 2022“ und wieder war ein Todesfall Grund für den Zeitpunkt der Sichtung. Nachdem im Januar Regisseur Peter Bogdanovich verstorben ist, habe ich mir seinen großen Durchbruchsfilm „Die letzte Vorstellung“ angesehen. Thematisch müsste das eigentlich mein Ding sein: Eine Coming Of Age Story auf dem Land, mit allem was dazu gehört in einer zur Entstehungszeit vergangenen Zeit (hier die 50er-Jahre). Ach ja, Schauspieler wie Jeff Bridges konnten hiermit ihren Durchbruch feiern und der Film insgesamt zwei Oscars bei sieben Nominierungen erringen. Dennoch wollte mich dieser Film nicht erreichen, das Schwarz-Weiß ist elegant gefilmt mit ordentlich Tiefenschärfe. Schärfe, die ich bei den Charakteren vermisst habe. Ich glaube, das hier war die Blaupause für die Entwicklung des Genres, doch leider wirkt es auf mich so, als wäre es hier noch nicht ausgereift gewesen. 6/10

The Wild Bunch

Sam Peckinpahs Film gilt als Klassiker des Westerngenres und ich sehe warum. Peckinpah übernimmt den Nihilismus des Italowesterns und transformiert ihn für das amerikanische Publikum. So sind die Wild Bunch prototypische Antihelden, vor allem der von William Holden gespielte Anführer. Der Film geizt nicht mit Gewalt und ist actionreich inszeniert. Peckinpah setzt gekonnt das Stilmittel der Zeitlupe ein, allerdings schleppt sich der Film über die gewaltige Laufzeit von 145 Minuten. Weder erreicht „The Wild Bunch“ ein episches Ausmaß von Leones Großwerken, noch schafft er es die Stärken klassischer Western komplett zu übernehmen. So ist der Film in der Charakterzeichnung uneindeutig, weswegen zu viele ruhige Momente ohne großen Mehrwert verpuffen. 7/10

Die Stunde des Siegers (Chariots of Fire)

Manche Entscheidungen der Academy altern schlechter als andere, eine der im Nachhinein besonders merkwürdigen Entscheidungen, war jene „Chariots of Fire“ 1982 „Raiders of the Lost Ark“ für den besten Film vorzuziehen. Der Score von Vangelis ist bis heute unvergessen und wird wie auch im Film unter alle möglichen Zeitlupen (wovon dieser Film im Überfluss Gebrauch macht) gelegt. Obwohl Sportfilme mir eigentlich taugen, empfand ich diesen Streifen als prätentiös, langweilig und im schlechten Sinne britisch. Alles wirkt gestelzt, die Dynamik des Laufsprints wird zu keinster Weise transportiert, die Charaktere bleiben schemenhaft und die Geschichte braucht ewig um zu den Olympischen Spielen 1924 zu kommen, wo der einzige Konflikt zwischen den Rivalen dann auch noch komplett verpufft, weil der gläubige Christ seinen Vorlauf nicht an einem Sonntag austragen möchte. 4/10

Sie Leben (They Live)

John Carpenter inszeniert hier einen Science-Fiction Film als Parabel auf die Kapitalismusauswüchse unter Reagens „New Economics“. Dabei sind die ersten vierzig Minuten dieses knackig mit 90 Minuten getimten Film nahezu perfekt. Carpenter baut die Welt ideal auf, wartet relativ lange, bis die Hauptfigur an die Brille gelangt, die die von Aliens eingenommene Welt entlarvt. Ab diesem Moment wird der Film leider schlagartig schwächer. Besonders im letzten Drittel hetzt der Film zum Finale, welches mir dann einen Tick zu positiv ist, auch wenn es dadurch eine schöne Schlusspointe gibt. Schauspielerisch ist das ein bisschen hölzern, auch wenn die Kampfszene am Ende des zweiten Drittels das fast überwiegt. Carpenters Score ist wieder einmal mehr als passend und auch seine Inszenierung ist größtenteils gelungen. 7/10

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2 Kommentare zu „Klassikerparade (28) – Quiz Show, The Verdict, Die letzte Vorstellung, The Wild Bunch, Die Stunde des Siegers, Sie Leben

  1. Quiz Show habe ich vor ein paar Wochen/Monaten dank Benni auch gesehen, da er sich den Film gewünscht hat. Ich war da weniger begeistert als du.

    Bei „The Last Picture Show“ hätte ich gewettet, dass der dir gefällt. So kann .an dich täuschen. Beim Schauen fand ich den auch irgendwie nicht ganz stimmig. Aber er ist mir dennoch langfristig in Erinnerung geblieben, sodass ich ihn mir auf jeden Fall irgendwann noch Mal anschauen werde.

    Die restlichen Filme der Parade kenne ich nicht

    Gefällt 1 Person

    1. Quiz Show mochte Ich schon sehr. Gut gemachtes Hollywooderzählkino gibt es leider nicht mehr so häufig.

      TLPS hätte ich auch gedacht, dass der mir mehr gefällt.

      Empfehle alle außer Die Stunde des Siegers, bei The Verdict hat es mich gewundert, dass Benni den wohl nicht kennt, zumindest hat er ihn nicht bei Letterboxd geloggt.

      Gefällt 1 Person

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