Regie & Drehbuch: Kenneth Branagh
Darsteller: Jude Hill, Jamie Dornan, Caitriona Balfe, Cieran Hinds, Judi Dench uw
Produktionsland: Großbritannien
Genre: Drama
Länge: 99 Minuten
Gesehen am 25.2.2022 im Apollo Kino Aachen in der englischen Originalversion mit deutschen Untertiteln
Inhalt
Belfast 1969: Der neunjährige Buddy (Jude Hill) lebt mit seiner Mutter (Caitriona Balfe) und seinem Bruder in einem kleinen Arbeiterhaus. Sein Vater (Jamie Dornan) arbeitet in England und ist nur an Wochenenden und Feiertagen zu gegen. Dieser will die Familie raus Belfast schaffen, vor allem angesichts des eskalierenden Nordirlandkonflikts.
Meine Meinung zum Film
„Belfast“, der neue, persönliche Film von Kenneth Branagh ist offensichtlich eine Rückschau auf dessen eigene Kindheit. Dabei inszeniert Branagh den Film in Schwarz-Weiß und dies reicht schon um immer wieder in Rezensionen dieses Films einen Vergleich zu „Roma“ zu lesen. Dabei ist die restliche Inszenierung komplett unterschiedlich. „Belfast“ setzt nicht auf lange Plansequenzen, sondern auf viele Nahaufnahmen. Manche Frames erinnerten mich vom Stil her an Wes Anderson, ohne die Mehrfachreize im Bild (welche teilweise auch „Roma“ hatte). „Belfast“ ist aber auch ein Crowdpleaser, bei uns im Kino sind die meisten Besucher begeistert, ich sehe auch warum, denn dieser Film legt Wert darauf, Buddy und seine Familie sympathisch zu zeichnen (kein Wunder bei den autobiographischen Bezügen) und Empathie für diese Figuren aufzubauen.
Ebenso sind wenig subtile Elemente (der Anfangsübergang vom Schwarz-Weiß in den Farbfilm, die Kinofilme, die in Farbe laufen) zu finden, die auf viele Zuschauer clever wirken, aber mir ein bisschen zu gewollt waren. Dabei ist dieser Film im Kern eine sympathische Geschichte über einen Neunjährigen, dessen Leben ein wenig aufgrund des Bürgerkriegs aus den Fugen gerät oder auch nicht. Denn dies ist in meiner Wahrnehmung die größte Stärke von „Belfast“. Schon in der ersten Sequenz hält der Nordirlandkonflikt Einzug und zeigt wie drastisch da untereinander gekämpft wird (auch wenn die Hintergründe stark vereinfacht wiedergegeben werden) und wie schnell Barrikaden normal werden und das „normale“ Leben irgendwie weitergeht, mit dem Damoklesschwert, dass weitere Eskalationen jederzeit möglich sind. Gerade in der jetzigen Zeit, mit einem ungleich schwerwiegederen Krieg in Europa gewinnt dieser Aspekt des Films an Stärke.
Ebenso gelungen empfand ich die Besetzung von Jude Hill als Buddy. Buddy lässt sich in Schabernack treiben, verguckt sich das erste Mal, hat eine liebevolle Beziehung zu seinem Pop (Opa) (herrlich: Cieran Hinds) und all das wird von der Energie Hills getragen. Zu Herzen ging mir die Performance von Caitriona Balfe, die als Mutter oftmals schwierige Situationen händeln muss, ein wenig zu emotional wirkt und auch eine typische Oscar-Szene hat (Warum man statt sie Judi Dench bei den Oscars nominiert hat, erschließt sich mir nicht). Jamie Dornan beweist, dass er ein solider Schauspieler ist und darf zumindest in seiner Gesangs-/Tanzszene scheinen. Der Evergreen „Everlasting Love“ (auch im Trailer zu hören) hat für mich sehr gut im Film funktioniert, ebenso wie die Van Morrison Songs, die den Großteil des Soundtracks ausmachen. 7/10